Prüfer:
Prof. Lucio Blandini
Lehrpersonen:
Sebastian Hammerling, Dipl. -Ing. Architekt
Hannah Schürmann, M. Sc., M. Sc. Architektin
Sprache:
Deutsch / Englisch
Wochentag/Zeit:
Dienstag, 14:00
Module:
Entwurf Master: Modulnummer 48300, Prüfungsnummer 48301
Seminar Master: Modulnummer 51550, Prüfungsnummer 51551
Inhalt:
Ist neu bauen zeitgemäß? Wenn ja, dann wo? Und vor Allem, wie? Welche Ressourcen nutzen wir? Und wie halten wir diese im Kreislauf? Für welchen Zeitraum planen wir? Und was ist danach? Fügt sich ein Gebäude einer geplanten Nutzung? Oder umgekehrt? Wer trägt die Verantwortung? Was ist angemessen? Und was einfach nicht?
Wir entwerfen konkrete Projekte, an konkreten Orten mit konkreten Problemen und Potentialen. Wir erheben den Anspruch resiliente Architektur mit konkreten, lokalen Bezügen zu produzieren. Wir stellen sämtliche baulichen Aktivitäten in den größeren zeitlichen Zusammenhang mehrerer Generationen und fragen uns, was sind unsere Möglichkeiten aktuell, was die essentiellen Anforderungen und welche Potentiale können wir für die Zukunft schaffen.
Ziel des Kurses ist es, den Studierenden die Auswirkungen und Potentiale baulichen Handelns bewusst zu machen und sie dabei zu unterstützen, sich eine eigene Haltung zu erarbeiten. Unser Modus ist die Diskussion.
Exkursion:
Rausgehen lohnt immer! Wir fassen an, stellen Fragen, versuchen zu begreifen – jedes Semester besuchen wir nach Möglichkeit gemeinsam eine relevante, aktuelle Baustelle, Firma, Projekt, Ausstellung. Termine werden rechtzeitig bekannt gegeben.
WIR VERBRINGEN DAS SEMESTER IN EINEM SCHLAFENDEN GEBÄUDE UND ARBEITEN AN SEINER ZUKUNFT.
28 Mrd. Tonnen. So viel Rohstoffe sind allein in deutschen Gebäuden verbaut. Wäre es nicht wahnsinnig das alles irgendwann auf die Deponie zu fahren und immer wieder von vorn anzufangen? Wo gibt es überhaupt so große Deponien?
WAS Wir bewahren ein leerstehendes Gebäude vor dem Abriss und bauen weiter! Die wertvolle Ressource Raum wird reaktiviert und umstrukturiert. Los geht’s! – Wir betrachten zukünftige Nutzungsmöglichkeiten für das Gebäude und seine Einzelteile. Unser Ziel ist ein langlebiger ökologischer Leichtbau. Wir stellen uns folgende Fragen: Wie und in welchem Maß stocken wir angemessen auf? Wie transformieren wir die Gebäudehülle so, dass Sie heutigen Anforderungen gerecht wird? Wie schaffen wir maximale Flexibilität für zukünftige Nutzungen?
WIE Wir analysieren und dokumentieren Tragstruktur und Bauteile. Wir bauen zurück, verändern, ergänzen und schaffen mehr und flexibleren Raum ohne neue Flächen zu versiegeln. Unser Anspruch ist die vollständige, zerstörungsfreie Zerlegbarkeit und damit die maximale Flexibilität für eine nicht vorhersehbare Zukunft.
WOMIT Wir arbeiten mit minimalem Ressourceneinsatz, Emissions- und Abfallaufkommen. Sämtliche Primärbaustoffe stehen unter einer No-Oil-Policy. Es gilt: Reduce, Reuse, Recycle, Regenerate!
WAS MICRO. Stadtboden ist knapp. Wir bauen auf nicht erfassten Kleinstgrundstücken die wir zuvor in Bad Cannstatt ausfindig machen. Kleine Möglichkeitsräume mit unscheinbarem Entwicklungspotential. Lücken, Höfe, Schuppen, Dächer, die wir an-, auf-, um- und rückbauen können. HYBRID. In der ersten Bauphase schaffen wir kostbaren Wohnraum. Ein Kleinod, eingefügt in das bestehende Häusergeflecht. Was daraus in naher und ferner Zukunft einmal wird, bleibt offen.
WIE STANDARD. Wir denken in Zyklen für Material und Gebäude. Wir arbeiten mit Standardelementen. Den Standard definieren wir selbst. Wichtig ist, dass alle verbauten Elemente bestmöglich rückgebaut, neu arrangiert und wiederverwendet werden können. PLAY. Am Ende der ersten Nutzungsphase werfen wir alle unsere Grundstücke in einen Hut und überlassen unseren Umzug dem Zufall. Der Bausatz ist dafür ausgelegt, an anderer Stelle wieder aufgebaut zu werden. Nutzungsphase Zwei. MEHRWERT. Was trägt unser Entwurf zu Umwelt und Nachbarschaft bei? Bieten wir öffentlichen Raum, kühlenden Schatten, Angriffsfläche für Flora und Fauna? DISKUSSION. Wir arbeiten in Gruppen. Unser Entwurfsmodus ist die Diskussion.
WOMIT BESTAND UND LEICHT. Material wird rar. Wir erfassen den Bestand unserer Grundstücke genau und finden neue Verwendung für nutzbare Elemente in unseren Entwürfen. Was uns an Material zur Umsetzung fehlt, ergänzen wir möglichst leicht. PERSPEKTIVE. Sämtliches neu ins Spiel gebrachte Material verwenden wir so, dass es zu gegebener Zeit rückgebaut und in anderer Form wiederaufgebaut werden kann. Wir dehnen die Material- und Systemlebensdauer auf das zeitlich mögliche Maximum. Hierfür überlegen wir uns Verbindungen, Anschlüsse, Details. WENIGER. Weniger Ressourcen, weniger Emissionen, weniger Abfall.
WAS Dachaufbau. Wir stocken auf und planen ein vollständig rückbaubares Dachgeschoss auf ein existierendes Gebäude. Wir hinterfragen momentane Anforderungen und beleuchten aktuelle, wie zukünftige Nutzungsmöglichkeiten. Unser Ziel ist ein ökologischer Leichtbau unter einem weiten Zeithorizont. Maximales Potential, bei minimalem Materialaufwand und Müllaufkommen. Zum Zeitpunkt des Baus und in Zukunft.
WIE Ressourceneffizient. Wir arbeiten mit Vorgefundenem, Recyclingmaterial, nachwachsenden Rohstoffen, aber auch gängigen Baustoffen und beschränken uns auf einen minimalen Verbrauch von Primärressourcen. Wir betrachten den gesamten Lebenszyklus unseres Entwurfs, vom Rohstoff bis auf die Baustelle, über den Umbau zum Rückbau, möglicher Wiederverwendung, Aufbereitung bis zur Entsorgung. Ziel ist die vollständige, zerstörungsfreie Zerlegbarkeit und damit maximale Flexibilität für eine nicht vorhersehbare Zukunft.
WOMIT Langfristige Perspektive. Teil der Entwurfsplanung ist eine Rückbauplanung. Für die Nachvollziehbarkeit unseres Materialaufwands, in Relation zum Nutzungszeitraum erstellen wir eine Massenermittlung, Stoffflussdiagramme, Zukunftsszenarien, eine vereinfachte Ökobilanz und diskutieren unsere Ergebnisse aus verschiedenen Perspektiven hinsichtlich Angemessenheit, Dauerhaftigkeit, Umnutzungspotential, Verfügbarkeit, sozialen und naturräumlichen Auswirkungen.

Sebastian Hammerling
Wissenschaftlicher Mitarbeiter

Hannah Schürmann
M.Sc., M.Sc.Wissenschaftliche Mitarbeiterin